Mucopolysaccharidose Typ I (M. Hurler, M. Scheie) (OMIN Nr. 252800)

Enzymdefekt: a -Iduronidase; gestört ist der Abbau von Dermatan- und Heparansulfat. Diese Komponenten werden vermehrt im Urin ausgeschieden.

Klinik: Der Typ I-Hurler ist wegen der auffälligen Veränderungen der äußeren Gestalt der bekannteste Vertreter der Mucopolysaccharidosen. Die Gesichtszüge der Kinder „vergröbern" sich bereits im 1. Lebensjahr zunehmend. Es entwickelt sich das typische Hurler-Gesicht mit Makrozephalie und vorgewölbter Stirn. Die Nase ist plump, die Nasenwurzel eingesunken. Es besteht eine Makroglosie mit Gingiva-Hyperplasie mit breitem, meist etwas offen stehendem Mund. Die Gesichtsmimik ist eingeschränkt. Hornhauttrübungen entwickeln sich im 2./3. Lebensjahr. Mit einer Spaltlampe sind sie bereits früh erkennbar. Das Längenwachstum bleibt etwa ab dem 3. Lebensjahr zurück, so dass sich später ein Minderwuchs mit schweren Gelenkkontrakturen und allgemeinen Hautverdickungen entwickelt. Meist findet sich ein ausgeprägter Sitzbuckel im thorako-lumbalen Übergang, Leber und Milz sind erheblich vergrößert. Die Kinder neigen zu Leisten- oder Nabelbruckentwicklung und leiden an häufigen Infektionen der oberen Luftwege. Die psychomotorische Entwicklung ist verzögert, allerdings machen die Patienten bis zum Ende des Kleinkindesalter Fortschritte. Danach kommt es unter verstärkter Ausprägung der klinischen typischen Zeichen zu einem Stillstand und schließlich zum Abbau geistiger Funktionen. Die Patienten versterben meist im 2. Lebensjahrzehnt an den Folgen einer Lungenentzündung oder/und kardialer Insuffizienz. Im Gegensatz dazu sind Patienten mit der milden Form (I-Scheie) fast normal groß, die geistige Entwicklung ist normal und das äußere Erscheinungsbild ist weitgehend unauffällig. Typische Symptome sind gedrungener Körperbau mit kräftig entwickelter Muskulatur, Trübung der Cornea, zunehmende Einschränkung der Gelenkbeweglichkeit, mögliche Entwicklung eines Karpaltunnelsyndroms und eher milde Skelettveränderungen (Abflachung der Wirbelkörper mit angedeuteter Hakenform, Entwicklung einer Kyphose oder Lordose, dysplastisches Becken mit ausladenden Beckenschaufeln, degenerative Veränderungen an den Femurepiphysen). Eine mögliche Komplikation ist eine Einengung des Wirbelkanales, besonders im HWS-Bereich. Häufige kardiale Komplikationen sind Klappenfunktionsstörungen, meist auch Aorteninsuffizienz. Leber und Milz können vergrößert sein. Leisten- oder auch eine Nabelhernie kann zusammen mit den anderen Zeichen hinweisend für das Krankheitsbild sein. Einige Patienten mit einem a -Iduronidasemangel weisen Symptome auf, die zwischen der schweren Form I-Hurler und der milden Form I-Scheie liegen. Die Übergänge sind somit fließend.

Diagnostik: Die Diagnose wird durch die erhöhte Ausscheidung von Mucopolysacchariden (Dermatan- und Heparansulfat) im Urin gestellt (Elektrophorese), in Ergänzung zur Bestimmung des defekten Enzyms in Leukozyten oder Fibroblasten. Eine molekulargenetische Analyse ist möglich.

Therapie: Eine ursächliche Behandlung gibt es (noch) nicht. Die Möglichkeit einer Knochenmarkstransplantation ist im Einzelfall zu überlegen. In klinischer Erprobung ist Behandlung mit dem Enzym (s. auch M. Gaucher).

Vererbung: Die Erkrankung wird autosomal rezessiv vererbt. Eine pränatale Diagnose ist möglich in Amnionzellen oder Chorionzotten (-zellen). Das zugrunde liegende defekte Gen ist auf dem Chromosom 4p16.3 lokalisiert.

Sonstiges: Selbsthilfegruppe: Gesellschaft für Mucopolysaccharidosen e.V., Rupert Mayer-Str. 13, 63741 Aschaffenburg, Tel.: 06021-8585373; Fax: 06021-858372; Email: TBaum@main-echo.net

Internet: http://mps.muc.dtag.de/

Selbsthilfegruppe Österreich: www.mps-austria.at.

E-mail: mps.austria@netway.at; Frau M. Übleis

update: 29/05/2000; Pontz