Mucopolysaccharidose Typ III (M. Sanfilippo) (OMIN-Nr. 252 900, 252 920, 252 930, 252 940)

Enzymdefekt: Die Ursache aller vier biochemisch zu unterscheidenden Formen ist eine Störung im Abbau von Heparansulfat. Entsprechend unterscheidet man die Untertypen A, B, C, D. In Mitteleuropa ist die Form III A am häufigsten. Die defekten Enzyme sind die Sulfamidase, die a -N-Acetylglucosaminidase, die Glucosamin:N-Acetyltransferase und N-Acetyl-Glucosamin-6-Sulfatase.

Klinik: Das Bild ist durch eine erhebliche Störung der geistigen Entwicklung gekennzeichnet, während somatische Erscheinungen weniger ausgeprägt sind. Nach einer fast „normalen" wenig auffallenden Entwicklung bis etwa zum Kleinkindesalter folgen Verhaltensauffälligkeiten mit Umtriebigkeit, Aggressivität, Ungehorsam, verminderte Fähigkeit sich zu konzentrieren, Verlust der Sprache, Schlafstörungen. Die Kinder werden (fast) nie sauber. Das Haar ist häufig fest, strohig. Es kann sich ein Hirsutismus entwickeln. Das Gesicht ist auffällig durch volle Wangen volle fleischige Lippen, kleine Nase mit breiter, manchmal flacher, etwas tiefliegender Nasenwurzel. Mit dem Fortschreiten der Erkrankung vergröbern sich die Gesichtszüge, um mit zunehmender Demenz ausdruckslos zu werden. Die Körpergröße ist normal, die Skelettveränderungen (Dysostosis multiplex congenita) sind eher milde mit der Entwicklung einer Skoliose im fortgeschrittenen Stadium. Gelenkkontrakturen treten auf, schließlich entwickelt sich eine Tetraspastik, die Patienten werden rollstuhlpflichtig und verlieren den Kontakt zur Umwelt. Zerebrale Anfälle (Grand mal) können auftreten. Probleme können Schluckstörungen und Durchfälle bereiten. Weitere Komplikationen sind rezidivierende Infekte im Hals-Nasen-Ohren-Bereich. Die Kinder sind oft verschleimt. Inkonstant findet man eine Organomegalie, Nabel- und/oder Leistenbrüche. Die Lebenserwartung ist eingeschränkt. Die Betroffenen versterben meist an den Folgen einer Aspirationspneumonie.

Diagnostik: Die Diagnose wird durch die erhöhte Ausscheidung von Glykosaminoglykanen im Urin gestellt (Elektrophorese!) in Ergänzung zur Bestimmung der Enzyme in Leukozyten, Fibroblasten, für die Form III B auch im Serum (Link-Diagnostik). Zu beachten ist, dass die Glykosaminoglykanausscheidung normal sein kann, insbesondere bei älteren Patienten! Eine molekulargenetische Diagnostik ist für alle Formen möglich.

Therapie: Eine ursächliche Behandlung gibt es nicht. Eine Knochenmarks-transplantation ist nach bisherigen Erfahrung nicht erfolgreich. Bei Grand mal-Anfällen hat sich die Behandlung mit Ospolot häufig als günstig erwiesen. Andere Symptome/Komplikationen sind symptomatisch zu behandeln.

Vererbung: Alle Erkrankungsformen werden autosomal rezessiv vererbt. Eine pränatale Diagnose ist möglich in Amnionzellen oder Chorionzotten (-zellen).Das zugrunde liegende defekte Gen ist für die Form III A auf dem Chromosom 17q25.3, für die Form III B auf dem Chromosom 17q21, für die Form III C auf dem Chromosom 14, für die Form III D auf dem Chromosom 12q14 lokalisiert.

Sonstiges: Selbsthilfegruppe: Gesellschaft für Mucopolysaccharidosen e.V.,Rupert Mayer-Str. 13, 63741 Aschaffenburg, Tel.: 06021-8585373; Fax: 06021-858372; Email: TBaum@main-echo.net Internet: http://mps.muc.dtag.de/ Selbsthilfegruppe Österreich: www.mps-austria.at. E-mail: mps.austria@netway.at; Frau M. Übleis

update: 29/05/2000; Pontz