Mohr-Tranebjaerg Syndrom (OMIM 304700)

Taubheit (DFN-1), Dystonie, mentale Retardierung und kortikale Erblindung

Bereits 1960 wurde von Mohr und Mageroy eine große Familie mit progressiver, postlingualer sensorineuraler Taubheit beschrieben, die ursprünglich als nicht-syndromische, X-gekoppelt-rezessive Taubheitsform klassifiziert wurde. Erst 25 Jahre später erkannte Tranebjaerg, daß die beschriebene Taubheit in dieser Familie Teil eines neurodegenerativen Syndroms ist, das mit Dystonie, Spastik, Myopie, Paranoia und, in späteren Stadien, mit mentaler Retardierung und kortikaler Blindheit einhergeht. In allen Patienten fanden sich ausgeprägte Degenerationen im Bereich der Basalganglien, des kortikospinalen Traktes und des Hirnstamms. Aufgrund der Größe der Familie (16 Patienten über 5 Generationen mit mehr als 80 Mitgliedern) konnte der Krankheitslokus auf Chromosom Xq22 eingegrenzt werden. Obwohl die Region im Bereich Xq22 seit längerem gut kartiert war, gelang es Jin et al. erst 1996, das eigentliche Krankheitsgen zu identifizieren. Das Mohr-Tranebjaerg Syndrom ähnelt in seiner Erscheinungsform der als Jensen Syndrom bezeichneten Demenz-assoziierten optikoakkustischen Nervenatrophie (OMIM 311150) und dem Ataxia-Dementia Syndrom (OMIM 301840). Für diese Erkrankungen konnten ebenfalls Mutationen im DFN-1 Gen nachgewiesen werden.